Donnerstag, 31. August 2017

Donnerstag, 31.8.
Lange Wüstentour mit vielfältigen Begegnungen:


Da war zuerst Cesar, gestern Abend in einem kleinen Dorf. Wir wollten Brot, Obst... kaufen, fanden aber nichts. Da sprach uns jemand auf Englisch an, lachte und fragte uns, was wir denn dort in diesem Kaff wollten. Hierhin kommen doch keine Touristen. Er freute sich, Englisch sprechen zu können, und führte uns durch die Straßen, bis wir trotz des Feiertags „Santa Rosa“ hatten, was wir wollten. Die Läden waren so winzig und versteckt, ohne Cesar wären wir hungrig geblieben.


Dann heute morgen, erste Futter-Pause in einem kleinen „Restaurant“. Bevor wir weiterfuhren, bat man uns um ein Foto: Zwei junge Frauen, zwei Deutsche und zwei Räder, aufgestellt vor dem Mini-Restaurant. Und dann bekamen wir aus lauter Freude noch Kekse mit auf den Weg.

Mais, geröstet und gesalzen - eine köstliche Vorspeise

25 km später, nächste Futter-Pause irgendwo im Park, da kommt doch tatsächlich ein Tourenradler des Wegs, der erste nach 3 Wochen. Robert aus Polen ist mit noch viel mehr Gepäck seit 1,5 Jahren unterwegs in Südamerika, von Ushuaia nach Alaska, mit längeren Pausen, um Geld zu verdienen.


Und dann wie täglich die Teilnehmer der organisierten Tour (tdaglobalcycling) von Kolumbien nach Ushuaia, die an ihrem Picknick-Platz in der Wüste ihren Pavillon vor dem Wind retten müssen.


Und mehrmals, wie schon in den letzten Tagen, sehen wir unterwegs kleine Gruppen von Pilgern, jeweils 4-10 meist junge Männer in lilafarbenen Umhängen, die ein Kreuz und eine Marienfigur mit sich tragen. Sie kommen von weit her, z.B. aus Cusco oder sogar aus Chile, sind seit Monaten unterwegs und wollen nach Ayabaca, ganz im Norden Perus, wo am 13. Oktober ein riesiges Pilger-Fest gefeiert wird - scheinbar das Santiago de Compostella Südamerikas. 
 


Mittwoch, 30. August 2017

Mittwoch, 30.8.
Wenig gefahren, aber viel gesehen. Am Morgen konnten wir die gestern schon bewunderten Schilfboote in Aktion sehen. Es ähnelt tatsächlich den Surfern, wie sie auf den Wellen reiten.




Und dann ging's nach Chan Chan: Das war seit 1300 n.Chr. mit 60000 Einwohnern die größte Stadt Amerikas, bis Kolumbus kam, und wohl die weltweit größte Stadt aus ungebrannten Lehmziegeln. Sie hat vieles überlebt – die Inkas haben sie erobert, aber nicht zerstört – aber den durch den Klimawandel immer gewaltiger werdenden El Ninos kann sie nicht standhalten. So versucht man, einiges zu rekonstruieren und zu sichern, wie z.B. diesen Palast:




Auch das dazugehörende Museum der Chimu-Kultur hat uns mit der Schönheit der Keramiken beeindruckt:

meditierender Mann
und Medizinfrau
  
Und direkt danach folgte Trujillo, die Stadt des Frühlings, Perus zweitgrößte Stadt:

in der Kathedrale


und auf dem Markt

Dienstag, 29. August 2017

Dienstag, 29.8.
Der Wind war gnädig heute, so kamen wir bis Huanchaco. Unterwegs sahen wir viel Wüste und dazwischen, was die Menschen der Natur mit viel Aufwand abtrotzen. Immer wieder tauchen zwischen den Oasenstädten Plantagen oder Felder auf, selbst die wasserintensiven Reisfelder, aber dann auch wieder 50 km nichts als Steine und Sand. 

Zuckerrohr

Aber alle paar Kilometer sind riesige Geflügelfleisch-Produktionsanlagen rechts und links der Panamerikana. Jetzt wissen wir, woher das kommt, was hier nahezu jeder mehrmals täglich ist: Pollo con arroz, pollo frito, pollo...
 

Und dann gab es mal wieder ein Interview, diesmal für einen Fernsehsender. Die üblichen Fragen: woher? wohin? wie lange? wie alt? Namen? Was gefällt in Peru?.... Langsam haben wir Routine.


 In Huanchaco fallen am Strand die eigenartigen Schilfboote auf, mit denen die Fischer seit Jahrtausenden auf den Wellen reiten – Vorbilder der Surfer?






Montag, 28. August 2017

Montag, 28.8.
Heute ging es wieder früh los. Um 6 Uhr geht hier die Sonne auf und es ist am Schönsten zu radeln, kühl und auch fast windstill. Eine neue Erfahrung war die Umgebung der Straße. Es wurde immer kahler, die Landschaft wechselte erst zur Steppe und schließlich zur Sandwüste. Hinweisschilder zeigten dann auch eine Sanddünengegend an.
 
Wüste hatten wir erwartet, aber so nicht. 
gut, dass es hier noch nicht gestürmt hat
Reihenhaussiedlung auf peruanisch
und Kaffee peruanisch: heißes Wasser und konzentrierter Kaffee
und eine neue Frucht, irgendwas wie Melone, aber ohne Kerne
 
Wir haben etwas Tempo gemacht, weil klar war, dass gegen Mittag der Wind deutlich stärker werden würde. Das hat sich ausgezahlt. Es lief wunderbar bis etwa 12:30Uhr, dann war plötzlich ein irrer Gegenwind da. Glücklicherweise hatten wir da nur noch ca. 10 km bis Pacasmayo, unserem heutigen Ziel. Pacasmayo bewirbt sich als die Hauptstadt des Wassersports, kaum zu glauben, mitten in der Wüste. Unterwegs trafen wir dann noch die Teilnehmer der organisierten Radtour aus Canada. Der erste Fahrer grüßte beim Überholen mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Das war schon sehr ungewöhnlich. Sehr angenehm dann auch noch die Einladung zu ihrem Streckenservice mit einem guten Imbiss.

Surfer-Paradies
und Peruaner bei der Arbeit: Muscheln sammeln?...
...und Netze sortieren

Sonntag, 27. August 2017

Sonntag, 27.8.
Erster Sonntag in Peru, und bei unserer Abfahrt schon vor 7 Uhr waren wir mitten im regen Markttreiben – und bekamen zum ersten Mal knusprige frische Brötchen, hmm!
Nach wenigen Kilometern fuhren wir dann durch Chiclayo, eine wenig schöne Großstadt; auch schon sehr lebendig am frühen Sonntagmorgen. Die große Kathedrale füllte sich kurz vor 8 schon zum zweiten Mal für heute. 

 Und noch mal gut 10 km gegen heftigen Südwind, und wir waren in Reque, wo wir Katharina besuchen wollten. Katharina ist aus Singen und macht hier ein Austauschjahr mit „weltwärts“, einem Programm des Bistums Freiburg. Sie hat eine sehr nette Gastfamilie, wird ab morgen in einer Schule für Behinderte arbeiten und fühlt sich offensichtlich sehr wohl hier. Zu dritt haben wir einen kleinen Radausflug gemacht zum Pazifik. Schön, wenn man meint, viele Monate keine Bekannten zu treffen, und dann so eine nette Begegnung!



Samstag, 26. August 2017

Samstag, 26.8.
Der Tag begann mit einer erfreulichen Begegnung am Wegesrand. Seit der Grenze hatten wir in Peru sicher Tausende Tuktuks gesehen, und ALLE wurden von Männern gefahren, Männern jeden Alters. Aber heute sahen wir eine junge Frau am Lenker. Sie war sehr selbstbewusst und sichtbar erfreut über unsere Anerkennung. Listo!!!


50 km weiter, in Túcume, konnten wir das Tal der Pyramiden besichtigen. Hier stehen die Reste der wohl größten Pyramiden der Welt aus ungebrannten Lehmziegeln. Die Lehmziegel sind allerdings durch El Nino immer wieder zerstört worden und sehr stark verwittert, aber die Überbleibsel und das Museum boten uns tolle Eindrücke von den Tempelbergen aus der Zeit von 1000-1350 n.Chr.





geschminkt? auf dem Weg zum Maskenball?
 
Die Weiterfahrt lehrte uns, was es heißt, dass der Wind mittags auffrischt. Die 20 km nach Lambayeque waren heftig. Dort wartete das nächste Highlight: das Museum der Grabstätten der königlichen Herrscher von Sipán. Sooo viel Gold – unglaublich. Warum ist das nur in allen Kulturen so, dass einzelne Menschen besonders wichtig sind und mit unendlich viel Reichtum und Macht ausgestattet werden? (Fotos gibt es keine davon, war im Museum verboten)

Freitag, 25. August 2017

Freitag, 25.8.
Die Nacht im Zelt war an sich prima, geschützter Standort, angenehme Temperatur und auch gut gelegen. Wenn da nicht der unaufhörliche Drang aller Lateinamerikaner nach „je lauter, je besser“ wäre. Der Fernseher hat bis halb zwei in der Nacht alles gegeben, was er konnte. Meistens wurde der Lärm noch kräftig unterstützt von vier Mammut-Lautsprechern, die auf unser Zelt zielten. Und als das dann endlich ein Ende hatte, fingen so etwa um vier die gefühlte sieben Dutzend Hähne in Hof und Nachbarschaft eine Dauerkonversation an. Dennoch waren wir erstaunlich gut ausgeruht und natürlich froh über die Gastfreundschaft. 
 
Feuchtraum-Biotop
 
Die heutige Etappe bis Motupe flog nur so dahin. Kurz hinter Olmos hielt uns eine junge Frau aus Südafrika mit einem Taxi an. Sie arbeitete für eine Reisegesellschaft in Canada und man habe ihr erzählt, zwei ihrer Tourteilnehmer seien verlustig, daher sei sie uns hinterher gefahren, um uns wieder einzusammeln. Die Gruppe macht eine organisierte Radreise von Bogota nach Ushuaia/ Feuerland. Für morgen hat sie uns einen Imbiss in Aussicht gestellt. Die Gruppe fährt schneller als wir (ohne Gepäck), wird uns wohl überholen und beim Pausenstop wollen sie uns abpassen. Sehr netter Kontakt.
 
nahezu bei jedem Flussbett war die Straße mehr oder weniger verschwunden - aber zur Zeit sind alle Flüsse trocken

Olmos ist die Hauptstand der Mangos und Maracujas


Donnerstag, 24.8.
Eine einsame Landstraße führte uns am Rand der Berge entlang durch's Hinterland. Zunächst fuhren wir etwa 40 km durch Obstplantagen: besonders Mangos und Zitronen, aber auch Bananen und Kakao.
 

Kanadische Minenbetreiber hatten hier rund um Tambo Grande große Kupfer- und Goldvorkommen entdeckt und versprachen durch den Abbau sich und der armen Bevölkerung großen Reichtum. Informationskampagnen der Kirche und von verschiedenen NGOs führten aber dazu, dass die Bevölkerung das Vorhaben mit über 98% ablehnten, weil ihnen fruchtbares Land und sauberes Wasser wichtiger ist als Geld. Respekt! Wäre das in Deutschland auch so ausgegangen?
Bisher sind die Straßen sehr gut und deutlich flacher als in Ecuador, so dass wir zügig voran kamen (Ergebnis des Höhentrainings?) Aber die Gegend wurde immer einsamer, ein Hospedaje hätte es erst nach 168 km gegeben. 

So durften wir nach 111 km unser Zelt in einem Biergarten aufbauen. Wieder ein Beispiel für unkomplizierte Hilfsbereitschaft. Allerdings scheinen die Lautsprecher der Stolz des Restaurantbesitzers zu sein. 
Unser neues Zelt - Salewa Latitude III - hat sich gut bewährt

Unterwegs gab's ein merkwürdiges Schauspiel: Der Wind wurde plötzlich sehr heftig, 10 m neben uns wibelte er eine vielleicht 30 m hohe Staubsäule hoch, und ein Stück Blechdach segelte hoch durch die Luft und landete zum Glück neben der Straße. Müssen wir nicht in groß erleben.
 
manchmal waren die Brücken vom Fluss überflutet...

aber hier gab's zum Glück eine trockene Umleitung


Mittwoch, 23. August 2017

Mittwoch, 23.8.
Wir haben Ecuador an der Grenzstadt Macará verlassen und sind gegen 7:30 Uhr nach Peru eingereist. Die Grenzformalitäten sind einfach und schnell erledigt. Hier teilen sich beide Länder aus praktischen Gründen freundschaftlich eine gemeinsame Grenzbrücke. 


unterwegs, nach ca 1000 km: 200 Tropfen Öl auf die Ketten und 4x30 Hübe Luft
 
Wir hatten von deutlich ärmeren Verhältnissen und auch weniger freundlichen Menschen, besonders im Straßenverkehr, gelesen. Unser Eindruck ist ein völlig anderer. Überall werden wir sehr freundlich gegrüßt, Autofahrer sind zurückhaltend und ein Polizist überschlägt sich fast vor Gastfreundschaft. Er bringt uns zum Geldautomaten und weil der nicht funktioniert mit einer Motorradbegleitung zur Bank, und abends bestellt er uns sogar noch die Brötchen beim Bäcker und sorgt auch noch für den richtigen Preis: unglaublich!
Das Leben auf der Straße ist etwas hektischer als in Ecuador. Hier wird es durch die reichlich vorhandenen Tuktuks bestimmt.



Ankunft in Tambo Grande, der ersten größeren Stadt in Peru

Dienstag, 22. August 2017


Dienstag, 22.8.
Wir sind in Macará, der wärmsten Stadt Ecuadors, und Peru liegt quasi vor der Tür. Für heute hatten wir eine kleine Nebenstrasse ausgesucht (so klein, dass die Routenplaner sich weigerten, uns dahin zu schicken). Wir waren unsicher, ob wir dort fahren können, und haben Streetview gefragt. Die Auskunft: deutlich erkennbar geteert, ohne Markierungen, Seitenstreifen und Dörfer, aber mit viel Grün und viel Auf und Ab. Der Asphalt war häufig geflickt, immer wieder mal kurz verschwunden und ziemlich grob. Dafür gab es deutlich weniger Autos und Lärm. Hier ein paar Eindrücke von der Strecke:
 


Frage an die Biologen: was sind das für Früchte? 
ca 15 cm groß und kein bisschen scheu
schade, den hätten wir im Gegensatz zu den Schlangen lieber lebend gesehen
jetzt wissen wir, woher der Reis kommt,den wir täglich essen

Nach gut 900 km Ecuador halten wir fest: das Land gehört sicher zu den Top 10 der von uns beradelten gut 50 Länder (neben Island, Schottland, Kuba, Guatemala, Nicaragua, Finnland, Schweden, Irland....). Die Menschen sind so extrem freundlich und entspannt und das Land mit den riesigen Bergen ist einfach schön.
Hier noch mal ein Überblick unserer bisherigen Tour: 16 Tage, 926 km, 13232 hm


 www.tripline.net/trip/Südamerika-4166654135731013A6DFC14BC9869BF7?n=78#editwp