Donnerstag, 30. November 2017

Donnerstag, 30.11.
Madres de Plaza de Mayo – Donnerstag um 15.30: Die Mütter der im Widerstand gegen die Diktatur „Verschwundenen“ erinnern an ihre Kinder, protestieren gegen das Verschwindenlassen von Personen und demonstrieren für Menschenrechte, Woche für Woche, seit 40 Jahren! Auf dem zentralen Platz in Buenos Aires, zwischen Präsidentenpalast und Kathedrale (der Bischofskirche von Papst Franziskus), treffen sich ca. 200 Menschen und umrunden eine halbe Stunde lang die Mitte des Platzes. Dabei werden die Namen der Verschwundenen gelesen und litaneiartig der Ausruf „presente“ gegen das Vergessen gesetzt – beeindruckend! Die Mütter tragen Bilder ihrer Kinder und weiße Kopftücher als Zeichen von Trauer und Protest. Viele zeigen ihre Solidarität mit Fahnen, Plakaten, Beifall. Manche der Mütter - sehr alt, dennoch voller Energie – verlesen Texte und erfahren viel Respekt, Anerkennung, Verehrung. Ich erzähle zwei Frauen, dass ich in Deutschland von ihnen gelesen habe und bitte sie um ein Foto. Dann Wünsche ich ihnen suerte, Glück! Die Antwort: igualmente a te, companera!







Mittwoch, 29. November 2017

Dienstag, 28.11.
Colonia del Sacramento: so weit nach Süden, das war der Plan. Jetzt liegt der Rio de la Plata vor uns. Heißt zwar Fluss, sieht aber aus wie Meer, ist eher ein Fjord, an der Mündung der beiden Ströme Rio Uruguay und Paraná. Gegenüber liegt Buenos Aires, war aber selbst vom Leuchtturm aus nicht zu sehen. Morgen wird uns die Schnellfähre in gut einer Stunde dort hinbringen.
Die schöne Landschaft, das gute Klima, die freundlichen Menschen und die schönsten Zeltplätze am Wasser, so ging es weiter in den letzten Tagen. Uruguay ist einfach schön. Wir machen nur einen kurzen Ausflug rüber nach Argentinien, dann kommen wir wieder.
Am Äquator sind wir gestartet, jetzt sind wir auf der Höhe von Kapstadt oder Südspitze Australien. Manchmal sind wir überrascht, wie weit man per Rad kommen kann.

manchmal bieten Alleen Schutz vor Sonne und Sturm
bis hier, ein paar hundert Kilometer vom Atlantik, spürt man deutlich Ebbe und Flut
Leuchtturm in der Ruine des Franziskanerklosters
Blick Richtung Buenos Aires
Uruguay: die Fahne passt zum Land

Samstag, 25.11.
Heute sind wir von Paysandú nach Nuevo Berlin geradelt. Erst war es sehr kühl, vielleicht haben wir uns aber auch schon zu sehr an 30 Grad gewöhnt, später riss der Himmel auf und wir hatten schönste Radfahrtemperaturen um 25 Grad. Nuevo Berlin hat eine deutsche Schule, und das bei gut 2000 Einwohnern – merkwürdig. Und irgendwo soll hier ein Stück der Berliner Mauer sein, wir konnten es jedoch nicht finden. Das Örtchen ist ein sehr idyllisches Fleckchen Erde. Wie schon so oft konnten wir hier erleben, wie sich die Menschen ihre schönsten Naturflächen erhalten und nutzen zum Baden, Angeln, Grillen, Zelten, Spielen.... Noch schöner kann man kaum zelten als hier unter hohen schattenspendenden Bäumen am Ufer des Rio Uruguay. 





nicht nur uns gefällt es hier


Freitag, 24. November 2017

Freitag, 24.11.
Heute bekomme ich einen Eindruck vom Paradies für Oldtimer-Liebhaber. Diese Leidenschaft liegt mir ja auch irgendwie im Blut. Auf diesem Platz stehen höchstens 2 Autos, die noch nicht ganz 50 Jahre alt sind. Viele sind bald 100. Auch wenn sie schon bessere Zeiten gesehen haben, wenn ich könnte, würde ich sie alle mitnehmen.





Donnerstag, 23. November 2017

Donnerstag, 23.11.
Der Wind ist wieder einmal perfekt und trägt uns geschwind zu einem Thermalbad mit schönem Campingplatz in nur 60 km Entfernung Das Wetter lässt keine Wünsche offen, so dass wir diese Option zur Entspannung nur allzu gern annehmen. 

Weingut etwas anders - die Reben sind so hoch, dass ein kleiner Traktor darunter fahren kann
riesiger Campingplatz für ganz wenige Leute
unglaublich: 1 Tag Thermalbad + Camping für 2 Personen für nicht mal 8 €
Bullifan und Krankenpfleger: hier ist die optimale Symbiose

Mittwoch, 22. November 2017

Mittwoch, 22.11.
Glück: Unterwegs sitzen wir an einer Bushaltestelle und genießen nach 35 km das 2. Frühstück, Brötchen mit Orangenmarmelade mit Bananen und mit Erdnüssen und Kaffee. Alles um uns ist perfekt: blauer Himmel, weite Wiesen mit kleinen Seen, bunte Vögel und Blumen, Temperatur wie in Deutschland Ende Mai, Rückenwind.... Und dann fällt uns ein, dass November ist: kalt, nass, vor der Arbeit dunkel, nach der Arbeit dunkel, rundum kitschige Nikoläuse und Weihnachtsbäume, Geschenkestress.... Schön, dass wir nicht dabei sind.
Irgendwo auf der Straße überholt uns ein LKW ausnahmsweise ganz langsam, dann fährt er an den Rand, wartet kurz, holt sein 20-l-Wasserfass raus, hält es uns entgegen und fragt, ob wir Wasser wollen! Uruguayer sind extrem freundlich – einfach Glück, hier sein zu dürfen. Oder mit Helmuts Worten „alles richtig gemacht“.

danke an den freundlichen Fahrer

jetzt haben wir schon einige Zeit geübt und wissen immer noch nicht, wie man diese Brötchen am besten aufschneidet
 
am Rio Uruguay in Salto

man sieht's nicht so gut: so weit im Süden ist die Mondsichel fast waagerecht
Dienstag, 21.11.
Uruguay: Das Land ist halb so groß wie Deutschland, hat aber nur 3,3 Millionen Einwohner. Der erste Eindruck ist grün, weitläufig, ruhig, mehr Tiere als Menschen, so wie seit Wochen.Trotzdem merkt man, dass wir nicht mehr in Argentinien sind. Das Land ist wellig, aber nicht steil, eben gibt es überhaupt nicht, neben Kühen gibt es auch mal Schafe und Straußen, die Erde ist nicht mehr rot, sondern schwarzbraun, statt mit Ochsenkarren arbeitet man mit Traktoren, es gibt zwar fast nur Weideflächen, aber hier und da auch mal Treibhäuser mit Paprika und Tomaten und auch mal ein Kornfeld.
Die Menschen sind extrem freundlich. Auf der Suche nach einer Pension schickten uns alle zu einem Haus im Zentrum, aber das ist leider geschlossen. Und auf die Frage nach einer Campingmöglichkeit folgte gleich die Einladung „bei unserm Haus“.

eine Nacht im Aerobicstudio


Montag, 20. November 2017

Montag, 20.11.
Grenz-Erfahrungen: Eigentlich wäre es einfach gewesen, den Weg zum Fluss kannten wir schon, die Stempel hatten wir bald, aber dann haben uns die Grenzer nicht durchgelassen, weil die Brücke für Radfahrer gesperrt ist. Kannten wir ja schon, aber diesmal half kein Verhandeln. Wir wurden am Straßenrand geparkt und mussten auf einen Bus warten. Erst kam lange keiner, dann dauerte es ewig, bis die Papiere aller Passagiere bearbeitet waren. So brauchten wir für 4 km Rad und 2 km Bus von 6.00 – 9.30 und die Sonne brannte schon, als wir endlich in Brasilien nach Süden starten konnten. 80 km weiter wieder eine Grenzbrücke, diesmal nach Uruguay. Hier gab es keine Verbote, aber auch keine brasilianischen Grenzer mit Ausreisestempeln. Auf der anderen Flussseite gab es uruguayanische Grenzposten mit Einreisestempel und die Erklärung, dass wir den Ausreisestempel 80 km weiter nördlich hätten bekommen sollen. Aber da hatte man uns natürlich nur die Einreise bestätigt. Jetzt sind wir also in Uruguay ein- ohne in Brasilien ausgereist zu sein. 

Brücke verboten - das war uns bisher nur einmal passiert: In Istanbul zwischen Europa und Asien
Kathedrale in Uruguayana, der Grenzstadt in Brasilien
zwischen Brasilien und Uruguay

Sonntag, 19.11.
Wir „fliegen“ nach Süden, heute mal mit Rückenwind! Nach ein paar Stunden bietet sich eine Regionalstraße an, leider ungeteert, dafür ohne LKWs und fast autofrei. Aber immer wieder machen loser Kies und ziemlich sandige Abschnitte die Tour sehr mühsam. Nach 20 km hält ein Pickup neben uns und fragt, ob wir mitfahren wollen. Die Räder und wir passen genau auf die Ladefläche – neue Erfahrung, aber auch nicht schlecht! In der Stadt bieten uns Roberto und seine Tochter Milena (16 Jahre und Chauffeurin des Pickup, bis zum Stadtrand!) an, bei ihnen zu übernachten. Sehr freundlich – vielen Dank! Sie laden uns auch zum Abendessen ein, allerdings essen die Südamerikaner gerne sehr spät und uns ist 23 Uhr viel zu spät. Normalerweise schlafen wir da längst, dennoch extrem freundlich.

schön, aber mühsam
so geht's leichter
den heißen Sonntag Nachmittag verbringen wir wie viele Familien am Ufer des Rio Uruguay   
Schlafplatz im Fitnessraum

Samstag, 18. November 2017

Samstag, 18.11.
Heute fahren wir durch endlose Wiesen und Viehweiden, die nur hier und da durch große Kiefernwälder unterbrochen werden. Die Pferde und Rinder, die hier gezüchtet werden, haben ein unglaubliches Gelände zum Weiden und als Auslauf zur Verfügung, einfach traumhafte Bedingungen. Sie mögen offensichtlich auch das teilweise überflutete Weideland sehr gern und waten bis zum Bauch im Wasser herum. Über die Wälder haben wir uns heute immer wieder gefreut, weil es uns doch etwas vor den sehr stürmischen Gegenwinden geschützt hat.


Freitag, 17. November 2017

Freitag, 17.11.
Im Zweistromland: dieser Teil Argentiniens liegt zwischen Paraná und Rio Uruguay und heißt tatsächlich Mesopotamia. Es wird wieder flacher und „argentinischer“, also sehr viel Weideland mit kleinen oder auch großen Viehherden und immer wieder Wald, größtenteils aufgeforsteter Kiefernwald. An der Straße standen Holzschilder mit verschiedenen Aufschriften wie „Sauerstoff gratis“ oder „tief einatmen“. Hier und da brachte ein LKW den wunderbaren Duft von frisch geschlagenen Nadelbäumen mit.
Eigentlich wollten wir eine als herausragend gelobte Landwirtschaftsanlage mit riesigen Teeplantagen besichtigen, aber wir waren zu früh dort, Herr Wichtigtuer wollte uns nicht durchlassen und wir wollten nicht eine Stunde warten – schade.
Dafür bekamen wir etwas später eine längere Gaucho-Vorführung am Wegesrand. Es scheint nicht einfach zu sein, per Lasso Pferde einzufangen. 



viel Dünger - viel Handarbeit
lange waren die Pferde schneller oder schlauer
die Weiden waren riesig, aber diese Ecke schien allen Tieren besonders zu gefallen
Paraguay: 11 Tage, ca 700 km (tripline, Südamerika)

Donnerstag,16.11.
Unsere Fahrt geht heute nach Argentinien. Wenn man in Encarnation über den Rio Parana nach Posado in Argentinien hinüberschaut, glaubt man, am Meer zu sein. Es ist unglaublich, wieviel Wasser über die Fälle von Iguacu strömt.




An der Grenze gab es ein Computerproblem, weshalb die Abfertigung quasi überhaupt nicht mehr funktioniert hat. Irgendwie hatten wir aber Glück. Zuerst hat uns der Grenzbeamte in Paraguay mit den Worten „Versucht es einfach!“ über die lange Brücke fahren lassen, obwohl er uns davor ausdrücklich erklärt hatte, dass sie für Fußgänger und Radfahrer verboten ist.


Den gesamten Stau von etwa 2km auf der Brücke haben wir komplett umkurvt und dann haben sich die argentinischen Grenzbeamten so für unsere Tour interessiert, dass wir vor allen anderen Wartenden einfach durchgelassen wurden. So kann Grenze auch gehen.
Der restliche Tag war geprägt durch einen heftigen Dauerregen mit z.T. sehr starkem Gewitter. Überwiegend ist uns trotzdem nicht kalt, nach den hohen Temperaturen der letzten Tage war das recht erfrischend.


Mittwoch, 15. November 2017

Mittwoch 15.11.
Besuch bei den Jesuiten. Gleich zwei Weltkulturerbe-Stätten lagen quasi am Weg, die Jesuitenmissionen Jesus de Tavarangüe und La Santísima Trinidad de Paraná. Sowohl hier in Südparaguay als auch in Argentinien, Brasilien und Bolivien haben die Jesuiten ab 1609 riesige Anlagen errichtet, um die Indigenas dort bei ihren Klöstern anzusiedeln. Dabei verfolgten sie mehrere Ziele: die Menschen waren geschützt vor Sklavenjägern und Großgrundbesitzern, sie wurden missioniert, das Urchristentum sollte hier lebendig werden und ihre Kultur wurde erhalten und gefördert. So gaben sie den Sprachen der Indigenas eine Schrift, errichteten Schulen und Werkstätten, lehrten die Menschen Handwerke, Ackerbau und Viehzucht. In Trinidad z.B. lebten bis zu 4000 Menschen. Diese Gemeinwesen waren nicht den Kolonialherren, sondern direkt dem spanischen König unterstellt. Die „Jesuitenstaaten“, in denen die Kultur und Würde der Indigenas geachtet wurde, wurden von den Kolonialherren auf Dauer nicht geduldet und so wurden die Jesuiten 1767 vertrieben.