Samstag, 28. März 2020

Samstag, 28.3.
Heimreise – aber das ist eigentlich das falsche Wort. Heim, das ist irgendwie etwas sehr Vertrautes, aber wir wussten ja und spüren jetzt auch, dass sich Deutschland zur Zeit eher fremd anfühlt. Zum Heimkommen gehört auf jeden Fall, Kinder und Enkel zu besuchen – geht leider nicht. Also schreibe ich besser Rückreise – und die verlief viel problemloser, als wir befürchtet hatten. An das frühe Aufstehen um 4.30 waren wir gewöhnt, die Stadt war noch fast autofrei, den Weg zum Flughafen kannten wir schon und Räder zerlegen ist für Helmut inzwischen Routine. Zum Glück haben wir für's Verpacken Platz neben einem Check-in-Schalter gefunden. So konnten wir zwischendurch wiegen und Sachen so lange verschieben, bis die Räder in den Kartons knapp unter den erlaubten 23 kg lagen. Den Rest, d.h. 4 Radtaschen, 2 Lenkertaschen, Zelt, Packsack, Thermoskanne und Werkzeugtasche verteilten wir auf zwei Packsäcke, je ca 15 kg, und zwei Radtschen blieben als Handgepäck. Ethiopian Airlines war unkompliziert und hat die Radkartons als zweites Gepäckstück akzeptiert. Und nach dem Check-in waren wir sehr erleichtert.
Und dann gab's im Flugzeug noch ein bemerkenswertes Erlebnis. Neben uns sitzt ein interessanter junger Mann aus Deutschland, der in Sambia ein Freiwilligenjahr mit Weltwärts gemacht hat und jetzt wie so viele abbrechen musste. Wir erzählen von unserer Tour und vom Besuch bei meiner Tante in Njombe, die auch Freiwillige betreut. Darauf die Frage „Deine Tante, ist das die Bibi?“ (Bibi=Kisuaheli=Großmutter) Krass, ein Deutscher in Sambia, 1500 km von Njombe entfernt, und der „kennt“ meine 93jährige Tante, wenn er sie auch nie gesehen hat.
Beim Zwischenaufenthalt in Addis Abeba haben wir uns sehr gewundert. In Sambia wurden überall Hände desinfiziert, wirklich bei jedem Eingang, und auch häufiger die Körpertemperatur gescannt. Nichts davon in Äthiopien. Hier liefen nur sehr viele mit Gesichtsmaske rum, die aber häufig zum Essen und Sprechen unterm Kinn hing. Einige Asiaten hatten dazu noch Maler-Overalls oder Regenmäntel an. Aber die eigentliche Überraschung kam in Frankfurt: Ziemlich leerer Flughafen und sonst nichts. Keine Desinfektion, keine Fieberkontrolle, keine Information über Quarantäne, allein der Hinweis, Abstand zu halten. Das kann Sambia besser. Dann die Deutsche Bahn: viele Züge fahren nicht, Bahnen und Bahnhöfe sind fast menschenleer, die geplante Verbindung gibt’s so nicht, die ausgedruckte aktuelle Verbindung fällt unterwegs flach wegen technischen Mangels... aber wir kommen nach Münster und sind doch recht froh, wieder hier zu sein.

Abschied von Sambia


Mittwoch, 25. März 2020

Mittwoch, 25.3.
Noch sieht's so aus, als ob wir morgen zurückfliegen – Zeit für einen Rückblick auf Sambia: Sambia kommt dabei eindeutig zu kurz, da sich Corona so massiv in den Vordergrund drängte. Geplant waren etwa 1200 km, also gut zwei Wochen Sambia mit den Victoriafällen als Highlight. Und das ist daraus geworden:
  • nur 4 Radtage mit 410 km, dazu 230 km Busfahrt
  • dann eine Woche Lusaka, 160 km, im sehr schönen Hostel, aber fast ausschließlich vom Rückflug-Organisieren, Warten und Hoffen geprägt
  • ein schönes, grünes fruchtbares Land mit freundlichen Menschen – bis Angst und Ärger das Verhältnis zu Europäern überschatteten
Und die gesamte Tour: nach 3500 km sind wir ziemlich genau in der Mitte der geplanten Tour hängengeblieben. Das bedeutet, dass wir in Kenia, Tansania, Malawi und Sambia sehr viel Afrika erleben konnten. Und wir sind sehr froh, dass der Besuch in Njombe möglich war. Das bedeutet aber auch, dass wir uns vorstellen können, irgendwann auch noch Botswana, Namibia und Südafrika zu besuchen – aber es ist gerade nicht die Zeit für Zukunftspläne. 
das war der grobe Plan
und das ist daraus geworden
Heute haben wir noch einen schönen „Ausflug“ gemacht: etwa 200 m vom Hostel ist ein sehr beeindruckender Hindutempel, und man hat uns tatsächlich hineingelassen. Und trotz vier Verbotsschildern hat uns der „Hindu-Chef“ Fotografieren erlaubt.







Dienstag, 24. März 2020

Dienstag, 24.3.
Schrecksekunden – nein, nicht wegen des Rückflugs, Ethiopian fliegt noch. Aber wir waren auf einem Afrikanischen Markt, super Gedränge, enge Wege, viele Leute, dazwischen riesenlange Schubkarren, wo der Weg etwas breiter ist, sofort totale Verstopfung mit Kleinbussen... und dazwischen zwei Deutsche, die Fahrräder schieben. Plötzlich habe ich irgendwas an meinem Rücken gespürt. Dort war die Reißverschlusstasche geöffnet und leer. Da ist immer mein Smartphone drin, da ich das in der Stadt dauernd brauche als Stadtplan. Hinter mir stand Helmut mit seinem Rad, halb hinter, halb neben mir ein junger Mann, der nicht an meinem Rad, das irgendwie an den Verkaufsstand stieß, vorbeikam. Dem hab ich dann blitzschnell und mit unfreundlichem „Hei, was soll das?“ mein in seinen Händen verstecktes Smartphone weggerissen. Helmut hat versucht, ihn festzuhalten und ist dabei auf seinen Schuh getreten, und der junge Mann ist mit einem Schuh abgehauen, zum Glück ohne mein Smartphone!!
Da außerdem die Corona-Rufe deutlich aggressiver werden, geht die Freude an der Stadt gegen Null. Wie gut, dass wir in einem so schönen Hostel sind.




Unser 8er- Schlafraum, meist sind wir zu zweit
mit den besten Moskitonetzen von ganz Afrika



Montag, 23. März 2020

Montag, 23.3.
Wartezeit – Das Hostel ist so gut wie leer, noch 6 Deutsche, eine Dänin, ein Inder, ein Australier, Ende. Wir haben den 8er-Schlafraum zu zweit, der kleine Pool ist nie überfüllt, alles ist sehr ruhig. Hoffentlich wird’s nicht geschlossen. Aber es sind ja nur noch drei Tage, und noch fliegt Ethiopian. Und falls Lusaka den Flughafen dicht macht, dann ist die Botschaft dran und das Auswärtige Amt.
Heute Vormittag haben wir Radkartons gebastelt - 158 cm sind erlaubt – und als sie endlich fertig geschnitten und gefaltet waren, haben wir sie wieder flach zusammengelegt, damit sie auf dem Gepäckträger den Weg zum Flughafen machen können. Ansonsten lesen und essen wir im Wechsel. Alles in allem geht’s uns also gut.
erst mal große Kartons basteln
und dann wieder klein machen

Sonntag, 22.3.
Es wird ungemütlich: Jetzt bekommen wir Corona deutlich zu spüren. Heute wollten wir ein Elefanten-Waisenhaus besuchen, 15 km außerhalb der City. Das war leider wegen Corona geschlossen – schade. Jetzt sind wir seit 7 Wochen in Afrika und haben keinen Elefanten gesehen. Man bot uns an, uns die Elefanten „für etwas mehr Geld“ im Busch zu zeigen. Die Aufzuchtstation kostet 50 Kwacha, also knapp 3 €, aber etwas mehr sollte 100 US$ sein. Solcher Umgang mit Touristen liegt uns nicht, also keine Elefanten. Von dort sind wir zur Kathedrale, die am Sonntag auch offen und belebt war. Dort hat man aber keine Weißen mehr reingelassen. In Kenia wollten Reisende eine Deutsche nicht in den Bus lassen, in Tansania ist aus dem freundlichen „How are you“ „Corona, corona“ geworden. Schade – jetzt erleben wir ein wenig, wie sich Apartheit anfühlt.

haben wir halt "Elefanten-Ameisen" angesehen
die Japaner, die auch von Kenia nach Kapstadt radeln wollten, haben nur kleine Kartons gefunden...
...mussten also lange arbeiten und dann per Taxi zum Flughafen.


Freitag, 20. März 2020

Freitag, 20.3.
Fahrradbox-Suche: Wir sind schon öfter nach Touren zurückgeflogen. Man geht zum Fahrradshop, fragt nach zwei Kartons, Helmut packt sie gefaltet auf seinen Gepäckträger, fährt doppelt vorsichtig und fertig. So in Faro, Reykjavik, Istanbul, Santos. Schwieriger war's in Panama, weil dort nur kleine Räder ohne Schutzbleche fahren, also die Kartons zu klein waren. Aber Afrika ist anders. Ein Karton ist wertvoll, wird nach Gebrauch sofort von jemandem gesammelt und in die Straße der Kartonhändler verkauft. Das heißt, dass Fahrradgeschäfte keine Boxes haben, die Kartons der Händler alle zu klein sind, außer einem zu großen von einem Motorrad, der auch recht teuer war. Also sind wir zum Baumarkt – nichts zu haben – zum Verpackungsspezialisten – leider nur Container – von dort geschickt zum Logistikunternehmen – die wollten unsere Räder zerlegen, verpacken und verschicken – und dann zum nächsten Logistiker. Und schon hatten wir 3 neue, teure Kartons, einen original für ein Rad, und zwei, aus denen man einen machen kann. Lusaka ist voller Autos, daher wurde auf der Rückfahrt mit gefalteten Kartons auf dem Gepäckträger noch ein wenig mehr gehupt, aber jetzt liegen die Kartons heil und gefaltet unterm Bett. Alles gut.
Wir wurden so oft gefragt, ob es nicht sehr problematisch ist, mit Rädern durch so fremde Länder im Nirgendwo zu fahren. Nein, ist es nicht. Wir hatten eigentlich gar keine Probleme, erst seit gestern, seit wir wieder anderes brauchen als das Lebensnotwendige, seit wir in der Hauptstadt sind, in der es sicher alles gibt, ist alles etwas schwieriger.

Donnerstag, 19. März 2020

Donnerstag, 19.3.
Ziemlich schwierig – Recht optimistisch waren wir am Morgen bei der Botschaft. Sie gleicht dem Hochsicherheitstrakt im Gefängnis: Mauern, Stacheldraht, Türschleusen, Gepäck-, Pass- und Personenkontrolle, elektronische Geräte abgeben, dazu Hände und Stifte desinfizieren und Temperatur messen per Stirn-Scanner. Danach war's enttäuschend: wir bekamen nur die Auskunft, dass die Botschaft ausschließlich weiß, was im Internet steht und dass das morgen schon alles anders sein kann und dass wir uns halt einen Flug suchen sollen. Na dann, vielen Dank!
Nächste Station: Lusaka International Airport, liegt 23 km draußen, also per Rad gut erreichbar. Dort gab's Büros von Ethiopian und Kenyan Airlines, die beide noch Flüge nach Deutschland anbieten. Leider kann man sie dort nicht buchen und Auskunft über Räder... geben sie auch nicht.
Nächste Station: Ethiopian Airlines, wieder in der City. Sehr freundlich und hilfsbereit, aber auch sehr problematisch. Sie fliegen „garantiert“, aber die nächsten freien Plätze gibt’s in einer Woche – es sei denn, es kommt nicht auf 4000 US$ an, dann gibt’s in der halben Zeit noch Business-Plätze. Danke! Wir entscheiden uns für die Wartezeit, die Tickets werden erstellt, am Ende stellt sich heraus, dass Sie nur Bargeld nehmen, US$ oder Kwacha. Haben wir nicht und bekommen wir nicht, da wir per Karte immer nur 500 Kwacha, etwa 28 € bekommen. Also: selber auf deren homepage buchen. Dauert ne Weile, am Schluss bezahlen per Kreditkarte, dann die Info, dass die eTan per SMS gesendet wurde. Leider funktioniert aber das handy hier nicht, also keine eTan, schon wieder kein Bezahlen. Sehr ratlos finden wir dann endlich noch die Möglichkeit, per paypal zu bezahlen – und schon ist der Flug gebucht. Gerade rechtzeitig, bevor unser Laptop wegen Energiemangel aufgibt, doch leider mit nur einem Gepäckstück, also ohne Räder. Aber dieses Problem lässt sich vor Ort lösen: der freundliche Mann druckt uns die Bestätigung mit 2 Gepäckstücken aus. Und da wir nur in Addis Abbeba halten und mit Ethiopian weiterfliegen, sollte das langen. Sehr erschöpft und hungrig radeln wir zurück. Eine Woche Warten voller Ungewisssheit liegt vor uns.
Den Tag können wir nicht mal mit Fotos verschönern.

Mittwoch, 18. März 2020

Mittwoch, 18.3.
So kann's kommen! Gestern haben wir noch auf die allgegenwärtigen Fragen geantwortet „from Kenya to Cape Town“, und heute sind wir in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia, haben eben schon mal in der Dt. Botschaft unsere Situation vorgetragen und werden morgen früh dort Hilfe erbitten. Es ist inzwischen klar, dass die Grenzen von Südafrika und Namibia dicht sind – aus Kapstadt wird also nichts. Ob wir noch nach Botswana könnten, wissen wir nicht, aber wir haben unsere Möglichkeiten abgewogen: Einfach weiterfahren, etwa eine Woche bis zu den Victoriafällen, und dann vor geschlossenen Grenzen umkehren und auf unbestimmte Zeit in Sambia bleiben. Oder jetzt, ganz bald, versuchen, nach Deutschland zu kommen. Die Entscheidung fiel für Deutschland. Also sind wir heute noch bis Luangwa-Bridge geradelt, haben dort einem Polizeiposten erklärt, dass wir wegen Corona schnell zur Dt. Botschaft nach Lusaka müssen, und haben ihn gebeten, einen Busfahrer bei der Kontrolle aufzufordern, die zwei mit den Rädern mitzunehmen. Wir waren kaum 3 km weiter im nächsten Dorf, da hielt ein Bus, man hat alles! Gepäck umgeräumt und die Räder eingeladen, und 230 km später waren wir in der Hauptstadt. Die wichtigen Leute der Botschaft hatten wohl schon Feierabend, aber man hat unser Anliegen ernst genommen, uns erklärt, dass auch Emirates heute alle Flüge eingestellt hat, und uns gebeten, morgen um 9.00 wiederzukommen. Wir hoffen sehr, dass die Bundesregierung in Berlin und deren Botschaft in Lusaka einen Weg für uns finden. Vorerst sind wir mal in einem sehr schönen Backpackers.
Luangwa-River - hinten links, im Süden, ist Mosambik. Hier macht sich Sambia ganz schmal zwischen den beiden Nachbarländern Kongo und Mosambik

in einer Ecke des Busbahnhofs ist mal wieder Reifenflicken angesagt, an einem sehr belebten Platz, da hier eine Wasserleitung ist: säubern, trinken, waschen, Eimer auswaschen, spülen, Wassereimer füllen und auf den Kopf laden...

Dienstag, 17. März 2020

Dienstag, 17.3.
Great East Road - Seit 330 km fahren wir durch Sambia, immer Richtung Südosten, auf der T4 , die Malawi mit Sambias Hauptstadt Lusaka verbindet. Die Straße ist perfekt, sie wurde kürzlich mit EU-Geldern renoviert. Vor fast hundert Jahren wurde hier eine erste Erd-Straße gebaut. 300 Soldaten kämpften sich 3 Jahre lang durch die Wildnis. Aber auch danach war die Straße in der Regenzeit nicht zu bewältigen, in der anderen Zeit dauerte die Reise mindestens 2 Wochen, wegen umgestürzter Bäume, eingestürzter Holzbrücken, überschwemmter Flüsse.. Aber immerhin deutich besser als vorher, da musste man den weiten Umweg durch Süd-Rhodesien, heute Simbabwe, und Mosambik nehmen, um nach Malawi zu kommen. Und heute ist es wohl die angenehmste Straße, die wir bisher in Afrika gefahren sind.

unterwegs bei einem kleinen Dorfmarkt...
...wo eine Frau ziemlich ärgerlich wird wegen der Fotos. Warum wohl, bisher hat man sich eher darüber gefreut?
So schön ist es vor dem Hotel in Kacholola, das zwar geschlossen ist...
wo wir aber in einem leeren Haus zelten können. Keine Möbel, Wasser im Kanister, kein Strom, aber ein sicherer Platz in einer menschenarmen Gegend
hier wohnten mal die Tauben
und selbst das Hühnerhaus ist unbewohnt

Montag, 16. März 2020

Montag, 16.3.
Heute ging es flott vorwärts, wenig und nur moderate Steigungen, angenehmer Rückenwind und Power ohne Ende bei Liesel nach 2 Maandasi.
Während einer kurzen Rast setzte sich ein interessanter und gleichermaßen interessierter Sambier zu uns in den Schatten unterm Baum. Er wollte genau wissen, was wir von seinem Land halten und was wir wohl denken, wie es in Sambia so weitergehen könnte. Es war nicht so ganz einfach für ihn zu verstehen, dass wir am 3. Tag in Sambia noch nicht so den vollen Übeblick haben und wir auch nicht unbedingt hier sind, um die Welt nachhaltig verbessern zu können. Wir haben ihm, weil er sich besonders für das Gesundheitssystem und die schulische Bildung interessiert gezeigt hat, geraten, sich an kirchliche Organisationen zu wenden, da die die größte Erfahrung und auch die Kompetenz besitzen, solche Dinge in die Hand zu nehmen. Am Ende kam er dann aber doch noch zum Kern seines Anliegens. Neben seinem Job als örtlicher Polizist für den nördlichen Bereich vor Petauke besitzt er eine große Farm mit viel Land drumherum. Auf diesem Land sind Gold, Kupfer und seltene Erden bekannt vorhanden, für deren Ausbeute er sich für die kommenden 20 Jahre die Schürfrechte gesichert hat. Nun sucht er nach möglichen Partnern, die sich den Abbau mit ihm teilen wollen. Den Chinesen traut er nicht über den Weg und uns Deutsche hätte er wohl am liebsten als Partner. Da wir aber in dieser Richtung nicht besonders beschlagen sind und auch nicht über das nötige Kapital und die Lust verfügen, in ein solches Geschäft einzusteigen, konnten wir ihm keine Hilfe anbieten. Etwas enttäuscht wirkte er schon.
in Sambia sehen die Dörfer auch afrikanisch aus
frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit
hier ist der gesamte Prozess der Steine-, Schotter- und Kiesproduktion zu sehen, angefangen beim großen Felsblück. Beachtenswert: alles von Hand mit Hammer und Meißel
Schaf und Ziege, wohl auf dem Weg zum Metzger
ein beeindruckender Neubaukomplex - Hospital, wohl kurz vor der Eröffnung

Sonntag, 15. März 2020

Sonntag, 15.3.
Erste Eindrücke von Sambia: Wie schon öfter erlebt, kommt man über die Grenze und alles wirkt irgendwie anders. Dabei sind die Hügel und die Berge genauso grün. Aber die Straße ist plötzlich ganz super glatt, mit ebensolchem Seitenstreifen – perfekt also. Und auch nur hier und da ein Auto, besonders heute, am Sonntag, herrscht Ruhe auf den Straßen. Die Häuser sind solider, aus Stein, und manchmal gibt es sogar Grünanlagen. Und die Hotels sind größer, teurer, manche direkt luxuriös. Der Gesamteindruck ist wie ein Schritt Richtung Europa. Das wird besonders krass in Chipata, der ersten Stadt. Plötzlich gibt es große Supermärkte wie Shoprite und SPAR! Dazu richtige Malls. Aber zum Glück gibt es davor immer noch die Frauen, die auf dem Boden die Waren ihrer Felder verkaufen. Im Spar gibt es ein großes Angebot an Sachen, die wir nicht vermisst haben, aber nur das gleiche weiße Toastbrot. Helmut hatte sich auf Käse gefreut, aber das Angebot war entweder ein ca 2-3 kg Laib Gouda oder jede Menge Scheibletten – da bleiben wir lieber bei Tomaten, Marmelade und Erdnüssen als Brotbelag. Krass ist, dass eine Gurke im Spar in Plastikfolie eingeschweißt ist und 20 Kwacha kostet, die davor, die aussehen wie direkt aus dem Garten, nur 2 Kwacha, also 12 Cent. Diesen Schritt von einem armen Land in Richtung „Westlicher Lebensstil“ haben wir auch in Lateinamerika erlebt: Von Nicaragua nach Costa Rica, wo plötzlich Zäune und Wachhunde auftauchten, um den Besitz zu sichern, und noch krasser von Uruguay nach Brasilien, wo ab der Grenze riesige Reklametafeln die Straßen säumten, da die Menschen offensichtlich kaufen sollten, was sie nicht brauchen. Auch die Kinder reagieren hier anders: aus dem Give-me-money-Geschrei wurde ein genauso lautes und vielstimmiges „How are you“. Schade, dass wir nicht allen antworten können, aber über unser Winken freuen sie sich alle.

Heute, am Sonntag, finden wir mal eine offene Kirche. Sie ist recht neu, ein Außenposten der Pfarrei, und eine Menge Menschen stehen in Gruppen davor, offensichtlich froh, dass sie jetzt hier "ihren" Gottesdienst feiern können - die umgekehrte Entwicklung wie in Deutschland
Und im nächsten Dorf eine Prozession der reformierten Gemeinde, mit viel Musik
und gegenüber, direkt vor uns, geht' smit viel Tempo, Schwung und Balance durch einen Graben und um die Kurve - alle Achtung!
tatsächlich Straßenschilder,und tatsächlich ein Hinweis auf Radfahrer
.
die dann auch noch einen Radweg bekommen, mit Schutz vor den Autos
sehr häufig und in jedem Land: Saatgut wird getestet - es steht nicht dabei, von wem
PS: heute stand "Syngenta" darunter
leider hinterm Zaun, trotzdem schön anzusehen - ein Emu?
die Kampagnen gegen Kinder-Verheiratung und gegen Gewalt gegen Frauen scheinen aktuelle Themen zu sein











Samstag, 14. März 2020

Samstag, 14.3.
Schon wieder eine Grenze, und wir sind in Sambia. Alles ging völlig problemlos: Gesundheitsfragebogen ausfüllen wegen Corona, Ausreisestempel, Visum, Einreise, fertig. Grund genug, auf unsere Zeit in Malawi zurückzublicken:
  • 9 Tage, 737 km, 5425 hm (ganz schön heftig)
  • ein schönes Land, sehr grün, viele Berge, ein riesiger See, sehr fruchtbar: überall wachsen Früchte, Mais, manchmal Reis, viel Tabak...
  • Regenzeit mit vollen Flüssen, wohltuenden Wolken, trotzdem viel Sonne und selten Regen, manchmal nachts, nur zweimal tags
  • unheimlich viele sehr herzliche Menschen, alle sehr entspannt und stolz auf ihr Land
  • ein sehr armes Land, aber hungern muss niemand. Es gibt immer nur das Nötigste, keinerlei Luxus, alles, wirklich alles ist basic. Gutes Beispiel: im Norden haben wir tagelang genau eine Automarke gesehen, davon zwei Modelle, eigentlich gleich, nur etwas größer und etwas kleiner, immerhin in verschiedenen Farben, aber alle mit kaputten Stoßdämpfern, da ständig überladen, und mit nicht mehr schließender, daher festgebundener Heckklappe
  • schade: bei 19 Sprachen und wenig Englisch in den Dörfern ist Kommunikation nur mit wenigen möglich
  • und schade: viele Kinder scheinen nicht zur Schule zu gehen. Auch am Vormittag haben wir sie überall gesehen und gehört
  • und schade: sehr sehr viele Kinder schreien penetrant „Wazungu! Give me money!“, sobald sie Weiße entdecken. Wenn man das 1000 mal am Tag hört, nervt es schon gewaltig. 

    tripline/Afrika2.20
    So oft fuhren solche Hühnertransporte an uns vorbei, jetzt standen sie endlich mal fotogen am Markt. Da Hühner hier nur lebend verkauft, aber gerne gegessen werden, sieht man sie entweder so oder leicht zappelnd im Arm.
     

Freitag, 13. März 2020

Freitag, 13.3.
Begegnungen am Wegesrand: Leider ist die Möglichkeit, mit den Menschen in Kisuaheli zu sprechen, vorbei, seit wir Nord-Malawi verlassen haben. Jede Frage, jede Antwort in dieser Sprache hat so viel Freude und Nähe ausgelöst. Malawi hat 19 Sprachen, und davon verstehen wir kein Wort. In den Städten sprechen viele Englisch, aber Städte gibt es nur wenige. Sonst bleiben wir die Fremden, mit denen man sich nicht unterhalten kann – schade. Aber zwischendurch gibt es immer wieder Ausnahmen, zum Beispiel gestern bei einer Rast vor einer Secondary-School. Die Jungen hatten gerade Pause und einige versammelten sich schnell um uns und waren sehr interessiert an unserer Tour. Oder heute morgen, mal wieder bei der Futter-Pause, hielt eine junge Lehrerin mit ihrer Grandmother an, fragte uns sehr interessiert aus, fand einfach toll, wie wir reisen, und freute sich genauso wie wir über diese Begegnung. Da die 80jährige Grandmother auch Lehrerin war, war das Gespräch kein Problem. Und eben, müde nach gut 100 km, fragten wir einen freundlichen Mann am Straßenrand im Dorf, wo wir unser Zelt aufbauen könnten. Es war der Arzt, der uns zunächst anbot, uns mit seinem Auto in die nächste Stadt zu fahren. Aber wir wollten lieber hier einen Zeltplatz. Also holte er sein Rad, fuhr mit uns zur Schule und sprach kurz mit dem Schulleiter. Jetzt haben wir einen Schlafplatz im Staffroom und hatten ein Treffen mit der Klasse der 14-16jährigen, die hören wollten, wie und warum wir durch ihr Land fahren. Schön, dass Englisch international ist.
Zwei Lehrerinnen aus drei Generationen - welch herzliche Begegnungen
scheinbar hat uns die ganze Schule zugejubelt
seit wir unten, also etwa auf 1000-1200 hm sind, wächst sehr viel Tabak rechts und links der Straße....
und so wird er zum Trocknen aufgehängt, nachdem er in riesigen Bündeln auf Rädern transportiert wurde
Mittags gibt's Chipsi mayai, eine Art Pommes mit Rührei fritiert. Wir packen unsere Teller und Gabeln aus und bekommen eine Sonder-Zubereitung. Üblich ist, die Eier in die Plastiktüte aufzuschlagen, die vorfrittierten Chips dazu und in der Tüte mischen, dann mit zugeknoteter grüner Tüte ins Fett, nach einer Weile aus der Tüte raus und nochmals ins Fett, dann auf dem Tisch kurz abtropfen lassen und vom Tisch mit den Fingern essen - schmeckt sehr gut!
Unser "Schlafraum", ein Lehrerzimmer!


Donnerstag, 12. März 2020

Donnerstag, 12.3.
Wir hatten fast vergessen, wie schön Radfahren sein kann. Nach langen, langen Tagen ging es heute viel mehr bergab als hoch, die Hügel waren so, dass wir viel gerollt sind und nur selten bremsen mussten, und auch bergauf war es kein Kampf, sondern es ging zügig voran mit sanften Steigungen. Und dazu war der Himmel dicht bewölkt, so dass weder Sonne noch Regen die Freude störten. Daher waren wir schon gegen 12.30 nach etwa 90 km in der nächsten Stadt, Kasungu. Gerne weiter so!
Die Berge verschwinden und es tut sich eine große Ebene vor uns auf - welch willkommener Anblick
Wahrend der morgendlichen "Krapfen-Pause" beobachten wir, wie der Kleinbus beladen wird: jede Menge große Säcke mit Getreide und Holzkohle, die Heckklappe muss einfach alles halten,und was nicht mehr passt, wird am Scheibenwischer festgebunden. Aber fahren kann er noch nicht. Pausenlos wird gehupt und damit auf die baldige Abfahrt hingewiesen. Leider findet sich kein Passagier mehr ein. Und Losfahren tun diese Kleinbusse nicht, solange nicht jeder Platz mit mindestens zwei Menschen belegt ist.