Dienstag, 30. April 2019

Dienstag, 30.4.
L'viv / Lemberg: Wir sind völlig überrascht, diese Stadt wirkt geradezu westeuropäisch, voller Touristen und mit allem, was dazugehört. Und sie ist sehr schön: eine alte Stadt, nicht im Krieg zerstört, d.h. voller schöner Häuser, Kirchen, Plätze, Parks.... Dazu ist sie multikulturell geprägt. Hier lebten Polen, Ukrainer, viele Juden, Weißrussen, Russen und Armenier. Und auch die Österreicher herrschten lange hier, fast 150 Jahre bis 1918. Daher gibt es eine ganze Reihe Kathedralen verschiedener Konfessionen. Und heute, an einem Werktag, direkt nach Ostern, war in jeder außer der römisch-katholischen gerade ein festlicher Gottesdienst mit sehr vielen Menschen und schönen Gesängen.
Opernhaus
"Kunstausstellung"
armenische Kathedrale

Kunstpalast, zur Zeit mit der Aufschrift: "Let my people go - Freedom to the hostages of the Kremlin"
Oster-Altarschmuck
Bahnhof
nach einem Tag im Großstadtrummel sind wir so geschafft, dass wir froh sind, im wunderschönen Ghostel gelandet zu sein

Montag, 29. April 2019

Montag, 29.4.
Das schöne Frühlingswetter macht Pause, den ganzen Tag kühl und Nieselregen, also sind wir auf der Schnellstraße mit glattem Asphalt(!) und fast ohne LKWs (Ostermontag) zügig nach Westen gefahren. Deshalb gibt’s heute fast keine Bilder.
Dass wir in der Westukraine sind, merken wir seit gestern. Die Ortsschilder sind in zwei Schriften verfasst – schön, wieder vertraute Buchstaben zu sehen. Und außerdem hören wir immer häufiger freundlich „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“, besonders von den Älteren.

keine Chance für die Kanalisation
Osterdeko in ukrainisch
auch Regenwetter kann sehr schön sein
zum Glück war der Hagel vor uns hier

Sonntag, 28. April 2019

Sonntag, 28.4.
Schon wieder Ostern. Am Morgen sehen wir viele Menschen auf dem Weg zur Kirche, alle mit Körben, die mit weißen bestickten Tüchern bedeckt sind. Alle sind festlich gekleidet, viele Männer und manche Jungen tragen bestickte Hemden zum Anzug. Am Abend im Hostel in Ternopil wird uns ukrainischer Osterkuchen angeboten: Hefeteig, rund und hoch, mit Rosinen...., lecker. Und gefärbte Eier liegen auch auf dem Tisch. Es ist sooo schade, ein Land zu bereisen, von dessen Sprache man nichts versteht. Oft werden wir angesprochen, immer sehr freundlich, aber wir können nur mit den Schultern zucken. Selten gelingt ein Gespräch in Englisch, noch seltener in Italienisch oder Französisch. Wann werden wohl alle Schüler weltweit Englisch lernen?
Heute gab's eine Überraschung: 4 Tourenradler aus der Ukraine, und wenig später noch eine Gruppe. Wir sind also doch nicht die einzigen in Osteuropa.

beim Ostergottesdienst ist die Kirche überfüllt, der Lautsprecher reicht bis zur Straße
kurzer Austausch - einer der Ukrainer spricht Englisch
die hat's echt schwer, der Berg ist ganz schön steil
Osterspaziergang im Park
mitten in der Großstadt Ternopil gibt es einen richtig großen See

Samstag, 27. April 2019

Samstag, 27.4.
Kamjanez-Podilskyj: Dies ist eine überaus sehenswerte Stadt. Bemerkenswert war direkt schon mal unser sehr ordentliches Hostel, sehr sauber, ruhig und mit 12 € sehr preisgünstig. Die Stadt kann mit vielen historischen Orten und Gebäuden aufwarten, so z.B. die älteste Holzkirche der Ukraine überhaupt. Daneben gibt es eine sehr alte Festung, deren Einnahme die Osmanen nicht vollbringen konnten. Dennoch war die Stadt und die Umgebung über die Jahrhunderte mal von Litauern, Russen, Polen und den Türken beherrscht. Es gibt hier auch jede Menge alter Kirchen zu besichtigen. Eine der schönsten war der Bischofssitz. Wie sich dann herausstellte, mit 7 Jahren die jüngste der Stadt. Wir haben heute die Erfahrung machen müssen, dass die Straßen doch erheblich schlechter als in Moldawien sind. Aber es war wunderbares Fahrradwetter und die Strecke mit ca. 65 km auch nicht besonders lang. Da hat es schon Spaß gemacht, auch mal in die Dörfer und die Hinterhöfe der Bevölkerung zu schauen.

Kathedrale





viel unwegsames Gelände heute
Sbrutsch

Freitag, 26. April 2019

Freitag, 26.4.
In der Ukraine – die Grenze war völlig unproblematisch. Passkontrolle, Small-Talk in Englisch ( „all by bike? cool!“), Stempel und weiter. Was ist anders? Ab jetzt wird nicht mehr gelesen, sondern nur noch kyrillisch buchstabiert. Das langt zur Orientierung, denn viele Städte, Straßen und Schilder gibt es sowieso nicht. Und hier sind die Hügel flacher. Leider sind die Straßen genau so schlecht. Übler war, dass wir uns auf google.maps verlassen hatten. Irgendwann hielt ein Auto neben uns und der Fahrer fragte irgendwie, ob wir in die Stadt Kamjenez-Podlinskyj wollten. Natürlich war das unser Ziel, immerhin eine der Top-Sehenswürdigkeiten. Die kleine Straße führte direkt auf eine Fähre zu, aber die gibt es wohl nur bei google.maps. Jedenfalls machte er uns klar: weiter geht’s nicht, 10 km zurück und dann im großen Bogen ist die einzige Möglichkeit. So wurden es wieder mehr als 100 km und die Stadt muss bis morgen warten. Das klingt jetzt alles etwas frustriert, stimmt aber nicht. Wie die Bilder zeigen, war es mal wieder ein wunderbarer Rad-Tag.

nicht nur die Fahne, auch der Brunnen ist anders

Markt ist hier irgendwie anders

Osterkuchen?


willkommener Rastplatz am Weg

Donnerstag, 25. April 2019

Donnerstag, 25.4.
Ein letzter Tag in Moldawien. Landschaftlich ist der Norden des Landes gleich, aber die Häuser sind anders. Offensichtlich sind hier viele Zigani sesshaft geworden, denn die Häuser sind viel größer als im Rest des Landes. Die meisten haben 2-3 Etagen, während es sonst immer nur eine Etage gibt, im ganzen Land fast quadratisch und mit Walmdach. Morgen früh geht’s zur nahen Grenze. Wir verabschieden uns nach 9 Tagen, 700 km und 8000 hm von einem armen, ruhigen, sicheren, schönen und freundlichen Land.

eine neue Dorfkirche...
gerade Gottesdienst am Gründonnerstag-Vormittag...

...mit Gabentisch - zum Feiertag?

Patchwork-Straßen sind leider weit verbreitet
Flickarbeiten

und dann wird der praktische Topf wieder aufgeheizt
beinahe jedes Dorf liegt am oder nahe beim See
im Sommer vermutlich ein Paradies für die Kinder
Mittwoch, 24.4.
Soroca gehört zu den ca 20 Sehenswürdigkeiten der Republik Moldau, darunter 8 Weingüter und 7 Klöster. Hier gibt es eine Festung aus dem 15. Jh., direkt am Ufer des Dnister gelegen und sehr gut restauriert, mit gut angelegtem  EU-Geld. Auch hier gab es genau 2 Touristen. Die andere Berühmtheit Sorocas: es ist die europäische Zigeunerhauptstadt, und die Zigani haben auf einem Hügel in der Stadt auffallend große und irgendwie prachtvolle Paläste. Die Besonderheit ist, dass fast keine dieser Villen fertig ist. Es wird jeweils gebaut, wenn Geld da ist, wenn nicht, dann ruht die Baustelle eben. Sehenswert ist die Villa mit der goldenen Kuppel. Sie wurde dem Weißen Haus nachgebaut, allerdings hatte der Architekt nur einen Dollarschein als Vorlage.
Fast am Weg gab es dann noch eine Sehenswürdigkeit: Rudi Manasteri, ein altes Nonnenkloster, im moldawischen Stil erbaut, mit weitreichenden Gartenanlagen. Liegt etwas im Abseits, im Wald, in wunderbarer Ruhe. Da ich vorsorglich Rock und Kopftuch im Gepäck habe, durften wir die Anlage betreten. Und diesmal waren wir nicht die einzigen, die die Ruhe störten. Es gab noch ein Team mit Kamera und Mikrofon – offensichtlich wurde gerade ein Film über das Kloster gedreht.

Festung am Dnister
dicke Mauern, hier im Turm
Zigani-Palast

immerhin das Dach zeigt schon die gewünschte Pracht

Kloster Rudi...
...mit strengen Regeln
heute ist Waschtag
schön, aber leider wegen Bauarbeiten geschlossen

Dienstag, 23. April 2019

Dienstag, 23.4.
Was für ein Tag: 119 km, 1545 hm, Sonne, Wind oft im Rücken, auf und ab zwischen grünenden Wäldern, blühenden Obstbäumen, grasenden Ziegen, riesigen Äckern... alles zu schön, um früher eine Unterkunft zu suchen. Jetzt sind wir in Soroca, aber die Stadt ansehen werden wir erst morgen. Dank der bescheidenen Sanitäranlagen gestern war heute erst mal dringend Körperpflege und Wäsche geboten. Fotos gibt’s keine, wir sind einfach nur gefahren.
Montag, 22.4.
Gegensätze: Gestern Abend waren wir in Orheiul Vechi gelandet, eine der wenigen wirklichen Sehenswürdigkeiten des Landes. Zwei enge Flussschleifen des oder der Ruat haben fast senkrechte Kalksteinhänge gebildet, in denen zahlreiche Höhlen sind. Die waren früher von Mönchen bewohnt, aber wir haben keinen Zugang gefunden. Außerdem war die heutige Kirche, ganz oben auf der Landzunge gelegen, leider geschlossen. Butuceni, das kleine Dorf darunter, nennt sich Eco Ressort und hat entsprechend mehrere wunderschöne Gasthäuser, leider nicht in unseren Preisvorstellungen. Als wir das Dorf abgesucht hatten und etwas ratlos waren, sprach uns jemand in Englisch an – eine Seltenheit hier. Als er hörte, dass wir eine einfache Unterkunft suchten, stellte er sich als „the owner“ der Ressorts vor, fragte, was wir denn bezahlen wollten, holte sein Rad und fuhr mit uns zum schönsten Zimmer, organisierte noch Ofenheizung und Frühstück und wünschte uns eine gute Nacht. Glück muss man haben. Heute ähnlich, aber ganz anders. In Tipova haben wir die uralten Höhlenklöster am Nister angeschaut. Es ist wohl die größte Ansammlung von Mönchshöhlen in Europa. Das Kloster wurde 1949 geschlossen, seit 1994 leben wieder Mönche hier, aber nicht in den Höhlen. Die Höhlen waren sehr kahl und kalt und die karge Höhlenkirche geschlossen, aber der Spaziergang am steilen Hang sehr schön, ruhig, einsam. Merkwürdig, eine solche Sehenswürdigkeit und nichts als eine einzige Tafel und eine Bank. Als wir gingen, kamen drei weitere Touristen. Es scheint zu stimmen: Moldau ist das Land für Touristen, die keine Touristen mögen. Dann haben wir im Kloster nach einem Schlafplatz gefragt. Der Mönch konnte ca 10 Wörter Französisch, aber das reichte um uns klarzumachen, dass der bei maps.me vorhandene Zeltplatz nicht existiert und wir noch 35 km weiterfahren müßten. Nebenan beim Lebensmittelhändler saßen ein paar Frauen, die nur Russisch und Rumänisch konnten, aber meine Gesten sofort verstanden. Eine ging mit uns über die Straße und zeigte uns ein Zimmer in ihrem Haus. Es gibt einen Brunnen im Garten, eine Dusche daneben (wohl eher für Sommertage), Ziegen, ein Plumpsklo hinterm Haus, ein Waschbecken in der Küche und WLAN(!) - was will man mehr.
Kloster im archäologischen Complex Orheiul Vechi, die Gegend ist seit der Steinzeit besiedelt

bildschöne Gasthäuser
Bett auf dem Holzofen

und Holzofenwärme in der Wand zwischen Zimmer und Bad
moldauisches Frühstück - weißen Käse gibt es immer und überall
hier zu wohnen kann man sich nicht so gut vorstellen, wurde aber vom 11.-20. Jh. praktiziert
tolle Lage, am Ufer des Dnister
manches sieht ein wenig wohnlicher aus
Stilwechsel
Gartendusche