Donnerstag, 28. September 2017

Donnerstag,28.9.
Zuerst möchte ich meiner Schwester Anita herzlich zum Geburtstag gratulieren. Anders kann ich sie gerade nicht erreichen.
Heute früh bin ich dann wieder glücklich entlassen worden. Es hat sich leider herausgestellt, dass es tatsächlich ein leichter Schlaganfall war. Ich würde meinen, dass die Symptome zu etwa 90 % zurückgegangen sind. Ich fühle, dass der linke Fuß nicht ganz mit der gleichen Kraft zum Schienbein gezogen werden kann wie der rechte. Insgesamt würde ich das mal als „blaues Auge“ bezeichnen. So viel Glück muss man erst mal haben, in so einem Moment direkt neben der vermutlich besten Klinik mit einer deutschen Ärztin zu gastieren. Es ist gut gegangen und wir sind heute eine recht kleine Probeetappe von 48 km mit nur 300 Höhenmetern ohne größere Anstrengungen gefahren. Wir planen jetzt vorerst nur kürzere Strecken mit vielen Pausen ein. Wir haben vorher alle Möglichkeiten durchdacht, auch eine Rückreise nach Deutschland. Aber, was würde ich dann machen? Mein Hausarzt würde mich vielleicht in eine Reha schicken und, wenn sie gut verläuft, würde ich mein Bein und den Fuß weiter trainieren, mehr nicht. Das kann ich doch eigentlich viel besser auf dem Rad. Das Risiko einer weiteren Erkrankung wäre auch gleich groß.
Für alle, die ebenfalls vorhaben, irgendwann durch Peru zu reisen, hier die Tel. Nr. von Frau Johanna Menke in Cusco: 0051 984714558
Sollte Euch tatsächlich auch eine Erkrankung ereilen und ihr seid zufällig in erreichbarer Nähe von Cusco, bei dieser Ärztin, die wirkliches Interesse an ihren Patienten und deren Genesung hat, und auch in der Traveller-Klinik, in der sie arbeitet, seid ihr richtig gut aufgehoben.
Jetzt sind wir in Urcos, einem hübschen Ort mit einer schönen Lagune, der sich gerade für die kommende Saison rüstet.

vermutlich das schönste Zimmer im Tavellerhospital für uns und unsere Räder...
...und fast jeden Nachmittag der schönste Blick hinaus
Lagune in Urcos
überall Altäre , auch z.B. im Supermarkt

Montag, 25. September 2017

Montag, 25.9.
Im Augenblick wissen wir nicht recht weiter. Zur Zeit lernen wir das Travellerhospital von Cusco kennen. Helmuts Fuß läßt sich nicht mehr gut anheben. Es hat sich angefühlt wie eingeschlafen, ist aber nicht mehr weggegangen. Er wird hier von einer deutschen Ärztin und deren Fachkollegen von oben bis unten durchgecheckt. Die Versorgung ist hervorragend, wir dürfen beide hier wohnen. Es ist ein absoluter Glücksfall, dass das in einer so gut organisierten Stadt passiert. Die Infusion läuft und morgen werden wir weiter sehen.


Sonntag, 24. September 2017

Sonntag, 24.9.
Cusco wird wohl zurecht die schönste Stadt Lateinamerikas genannt – und Cusco ist offensichtlich DER Magnet für Touristen. So viele „Gringos“ haben wir noch nirgendwo gesehen. Die Stadt ist eine Konzentration von Inka-Mauern, Kolonialhäusern mit geschnitzten Balkonen und tollen Hinterhöfen, Kirchen, Ruinen und Kunst, überlagert von Touri-Angeboten (Shops, Hostels, Tourangebote...) und aktuellem Alltagsleben.
Wir haben einige Kirchen angesehen. Die Kathedrale ist überwältigend schön, und dank Audioguide in deutscher Sprache konnten wir die gelungene Synthese von Inkakultur und Christentum gut nachvollziehen. Auch andere Kirchen faszinieren mit ihrer Pracht an Goldverzierungen, Schnitzerein, Gemälden, Fresken...
In der Franziskanerkirche erleben wir ein Fest, das den Synkretismus von uralten indigenen und katholischen Festinhalten sichtbar und spürbar macht. Viele Menschen, vielleicht 150, tanzen und musizieren in farbenfrohen Kostümen in der Kirche, blasen das Schofar, bringen „Kultschreine“, beten ehrfürchtig. 

Kolonialhäuser und Kirchen sind oft auf die Inkamauern gebaut
stolzer Inka, direkt vor der Kathedrale
bis heute weiß man nicht, wie die Inka solche Steine passgenau bearbeiten und bewegen konnten
das ist alles, was die Spanier übrig ließen - Pracht und Gold haben sie mitgenommen
hoch über der Stadt
Frau und Tier kann man als Fotomotiv kaufen - aber jetzt ist Mittagspause




wie wahr

Samstag, 23.9.
Ein letzter Pass trennt uns vom Altiplano. Nochmals auf 3760 m, und dann liegt eine riesige fruchtbare Hochebene vor uns. Wir wussten kaum noch, wie sich normales Radfahren anfühlt, nachdem wir jetzt seit Nazca fast 12000 hm geklettert und entsprechend gut 8000 meist sehr steil abwärts gefahren sind. Cusco ist wunderbar gelegen, groß und voll. Morgen werden wir mehr davon sehen, heute sind wir einfach müde.
Unterwegs, gut 1000 m Anstieg dauern lange, hat Helmut sich mit erstaunlichen Rechenaufgaben beschäftigt:
Wir sind seit 2009 H: 55.000 und L: 60.000 km gefahren.
Bei einem durchschnitlichen Kalorienverbrauch von 200/10km (allerdings ohne Gepäck, bei den Touren dürfte das deutlich mehr sein) macht das für mich 1.100.000 kal und für Liesel 1.200.000 kal aus.
Wenn man davon ausgeht, dass 1 Tafel Schokolade ca. 500 kal hat, macht das für mich 2.200 und für Liesel 2.400 Tafeln Schkolade, die wir zusätzlich essen konnten, als Betriebsstoff aus.
Mit einem Discountpreis von etwa 50 Cent pro Tafel sind das also 1.100/1.200 € auf die Km-Leistung.
Wären wir die Strecke mit dem Auto gefahren, zugrunde liegt bei der Rechnung ein Benzinpreis von durchschnittlich 1,40 € nd 7,5 L Verbrauch bei meinem Auto, hätte die Gesamtstrecke 5775,00/6300,00 € gekostet.
Nun ist ja der Betriebsstoff nicht allein in Schokolade in uns hineingeflossen, vielmehr haben wir stattdessen Restaurants besucht, daher ist es eher eine Milchmädchenrechnung.
Aber das Fazit bleibt: Essen ist doch wesentlich schöner als Tanken.
L: Für mich stellt sich da noch eine andere Frage: Hätte ich so viel gegessen ohne Radfahren, was würde ich wiegen? 1 200 000 Kalorien verbraucht in den letzten gut 9 Jahren (ich habe einen Tacho seit August 2009), man nimmt ein Kilo zu bei 6000-8000 Kalorien zu viel – da schwanken die Angaben. Ich rechne mal mit 8000 pro kg. Also hätte ich mindestens 150 kg zugenommen in 9 Jahren – keine schöne Vorstellung.
H: Ich allerdings esse und esse unterwegs, was immer reinpasst, und wiege inwischen gut 30 kg weniger als vor 9 Jahren.

Blick zurück auf 3700 m - bis hier oben wird jede mögliche Fläche genutzt. Irgendwann war hier sicher ganz viel Tropenwald, aber davon haben wir in Peru nichts mehr gesehen
Ein erster Blick ins Altiplano, die Hochebene zwischen den beiden Andensträngen, 3500-4000 m hoch, in Peru und Bolivien
 
endlich: Cusco, "der Nabel der Welt"
Cuscos Mittelpunkt: Plaza de Armas mit Kathedrale



Freitag, 22. September 2017

Freitag, 22.9.
Gestern sind wir in Curahuasi gelandet. Dort erfuhren wir, dass es im Dorf eine deutsche Missionsstation gibt, mit Hospital und Schule, für die Menschen, die weit verstreut dort in den Bergen wohnen. Die Indigenas hier sprechen Quechua. Man sieht es an den Namen der Orte, die man sich unmöglich merken kann. Unser Hostal z.B. hieß Qorihuarayrachina. Ich habe nicht viel verstanden von den wortreichen Ausführungen über das Krankenhaus, aber Freude und Stolz waren nicht zu übersehen. Vor 10 Jahren kam die Fist Lady zur Einweihung, diese Woche zum 10. Geburtstag El Presidente persönlich.
Diese Anden sind ganz schön anstrengend. Heute ging es mal wieder runter auf 1900 m, um einen Fluss zu überqueren, und schon folgen 2000 hm Anstieg. Das einzige Dorf, Limotambo, liegt auf 2700m. Damit wir nicht wieder auf 4000 m zelten müssen, unterbrechen wir den Anstieg hier.
Vermutlich sehen die Einheimischen an den Pflanzen, auf welcher Höhe sie gerade sind. Eukalyptusbäume, Kartoffeln, Mango, Papaya, Apfelsinen und Mandarinen, Mais, Zuckerrohr, Baumwolle, Bananen, dann sind wir unten und es geht in umgekehrter Reihenfolge bergauf. 



erstaunlich: viele schwere Papayas an kleinen Bäumchen
Baumwolle
 
  


Riesen-Ameisen bei der Arbeit


Donnerstag, 21. September 2017

Donnerstag, 21.9.
Wir sind heute früh mit dem Gefühl losgefahren, es geht erstmal eine Weile ordentlich berghoch, dann aber lange bergab, so dass möglicherweise die 107 km bis zum übernächsten Ort ganz gut drin sein könnten. Weit gefehlt: der Anstieg zog sich über 37 km auf ordentliche 3993 m in so engen Kurven, dass wir manchmal überhaupt nicht einordnen konnten, ob nun ein Auto über oder unter uns auf der Straße unterwegs ist. Ein Mechaniker würde das Feingewinde nennen. Dieser Abschnitt ist in den meisten Berichten nicht einmal erwähnt, obwohl er deutlich steiler und anstrengender ist als andere, die als gefürchtet gelten. 7 Stunden haben wir bis oben gebraucht. Sogar die Abfahrt war mühsam, weil die Hände durch den Dauerdruck der Bremsen schmerzen und die Ellenbogen stark belastet sind.

Die meisten Hänge sind fast senkrecht, aber wo immer möglich, wird die Fläche für den Anbau genutzt. Manchmal sind dafür Terrassen angelegt. Hier wachsen Kartoffeln und Pfirsiche.

Erst hört man sie, dann sucht und findet man Papageien am Wegrand.

Mittwoch, 20. September 2017

Mittwoch, 20.9.
Genug Pause, Helmut fühlt sich gut und es geht ja schließlich weiterhin flussabwärts, noch 105 km. Erst mal ist das 80 km einfach nur schön, aber dann fängt der Gegensturm an und wir müssen uns selbst abwärts ordentlich anstrengen und aufpassen, dass wir nicht aus der Spur geblasen werden. Dann kommen wir auf eine Brücke und der Rio Pachachaca, unser treuer Begleiter, verschwindet aus unserem Blickfeld und mündet in den Rio Lambrama. Hier ist nichts und so fahren wir noch 14 km weiter, diesmal allerdings 600 hm aufwärts, nach Abancay. Als endlich ein Hostal vorbeikommt, bin ich so geschafft wie noch nie bei dieser Tour (zu viel Gegenwind, zu viel Sonne – Kappe ging nicht wegen des Sturms – zu viele km, zu viele hm und zu viel gegessen), aber Helmuts Krankheit ist offensichtlich überstanden.

traumhaft schönes Flusstal...
... und immer mal ne abenteuerliche Brücke
2. Frühstück
Abendspaziergang auf der Hauptstraße

Montag, 18. September 2017

Sonntag, 17. September 2017

Sonntag, 17.9.
Noch einmal geht es hinauf auf über 4500 m. Fast oben liegt tatsächlich noch ein Dorf, etwa 30 kleine einfache Häuser. Es liegt direkt an der Straße, aber es wirkt so, als läge es völlig im Abseits. Die Menschen leben wohl alle mit und von den Alpakas. Es ist so kalt, aber womit heizt man hier, wo es kein Holz mehr gibt? Dung? Und wie mag der Alltag aussehen?




Nach dem letzten Pass sind wir froh und fast erstaunt, dass das tatsächlich ohne Probleme möglich war, mehr als 50 km per Rad zwischen 4200 und 4580 hm, in unserem Alter, ohne besonderes Training, einfach nur, weil wir die Natur dort oben sehen wollten. Und dann geht es abwärts, durch ein faszinierend schönes Flusstal, heute 40 km, und alle paar Kilometer wird es wärmer, die Pflanzen ändern sich und diverse Kleidungsstücke verschwinden. Und morgen geht es noch mal 100 km flussabwärts.










Samstag, 16.9.
 
Heute haben wir erfahren, wie die Welt oberhalb von 4000 m aussieht. Hier leben Alpakas in großen Herden. 




Es war den ganzen Tag sehr kalt, auch mit Sonnenschein. Ab Mittag wird der Himmel dunkler, der Wind heftiger und kälter und es beginnt zu hageln, so stark, dass die Straße fast weiß wird. Und mit zunehmender Höhe sinkt die Temperatur. Wir sind sehr erleichtert, als wir die Passhöhe bei 0,3 Grad passieren. 






Unten im Dorf, 350 m tiefer, freuen wir uns über ein Hospedaje, auch wenn es das einfachste Zimmer ist.



von draußen sehen die Toiletten (die 2 Türen im Hintergrund) noch gut aus

Freitag, 15.9.
 
Es sind nur 37 km, aber steil berghoch, und als wir an einem einsamen Restaurant ankommen, beginnt es zu schneien, es wird plötzlich bitterkalt, und wir fragen um 15.00 Uhr, ob wir über Nacht dort bleiben können. Von der wortreichen Antwort verstehe ich nur „claro“, aber das reicht. Trotz Schneefall bauen wir unser Zelt auf, wärmen uns im kalten Restaurant noch an einer Tasse Tee, während sich eine dicke Schneeschicht auf dem Zelt sammelt, und verkriechen uns um 16.00 Uhr in unsere Schlafsäcke. Unsere Ausrüstung hat den Kältetest bestanden, wir haben gut geschlafen.
Die freundlichen Wirtsleute haben viel zu tun, weil hier viele Fernfahrer anhalten. Sie stehen an sieben Tagen die Woche von 5 – 22.00 in der Küche und sind dabei gut gelaunt und sehr freundlich.






Donnerstag, 14. September 2017

Donnerstag, 14.9.
 
Die Nacht ist kalt, am Morgen sinkt das Thermometer auf 7 Grad, aber danach konnten wir ohne Probleme auf den Pass (4125 m oder 4390 m ?) fahren.
 
zum ersten mal auf 4000 m
 
Danach sah alles ganz anders aus als in der Wüstenlandschaft: es gibt Wasser hier und Eukalyptuswälder und hier leben Indigenas. 


hier trocknen Bohnen in der Sonne

Und es ging abwärts auf 3200 m nach Puquio, eine kleine Stadt, die wieder alle Versorgungsmöglichkeiten bietet. Vielleicht zeigen die Fotos ein wenig davon, wie grandios das Andenhochland tatsächlich ist.